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Liebe Michelle

  • Vera Rieger
  • 20. Feb.
  • 5 Min. Lesezeit

Ich sitze wieder in den Vitra-Sesseln im 12. Stock mit Blick auf Schweizerhalle und Chrischonaturm. Diese Sessel sind echt voll der Vibe, ich habe sie vermisst. Gerade habe ich eine lange Pause, da ich mich aus Versehen bei zwei (!) Modulen in Brugg statt in Muttenz angemeldet habe an der FHNW. So dumm. Nun hoffe ich, dass ich das noch ändern kann. So weit, so gut. Am Montag hat das Semester begonnen und mein Stundenplan ist sehr voll. Ich habe voraussichtlich drei Tage die Woche Seminare bis halb 8, was ich unverschämt finde.


In diesem Sinne: ich hoffe, du hast gut gestartet <3


Am Sonntagabend hatte ich einen kurzen Mini-Panik-Break down, da ich so viele Sachen belegt hatte, aber bis jetzt ist es okay. Auf meinem Stundenplan stehen einige gemütliche Musikseminare, wo auch viel praktisch gemacht wird. Und ich habe gemerkt: Ich geniesse es gerade sehr, wieder Schülerin zu sein. Gerade in diesen lockeren Seminaren, jetzt wo ich die Dozent:innen schon etwas besser kenne und auch einige Mitstudierende. Ich werde dann schnell sehr selbstsicher, auch mal etwas aufmüpfig und leicht frech. So quirky halt. Weisst du, was ich meine? Es ist eine komplett andere Rolle als die, die ich als Lehrperson einnehme. Dieser Ausgleich tut gut. Selbst Schule haben ist für mich auch viel weniger anstrengend als Unterrichten, da es nicht so viel zu organisieren gibt.


Dies bringt mich zum zweiten Punkt, da ich letzte Woche eine neue Stelle an der Schule angefangen habe. Die Klasse, welche die schwierigste der Schule sein soll, ist bis jetzt erstaunlich harmlos. Sie sind cool, aber eben, ich muss gut darauf schauen, meine Autorität zu wahren und organisiert zu sein. Das braucht Kraft. Was mich beunruhigt ist der Fakt, dass wohl einige von meinen Schülern in einem Andrew Tate-Algorithmus hängen auf Tik Tok, phuuuu.


Sie sind aber nicht uninformiert, hier zwei Aussagen, die in der letzten Woche gefallen sind: «Friedrich Merz, dieser Giraffenkopf» (gute Beobachtung)

S: «Frau Rieger, welche Partei würden sie am ersten wählen?

Frau Rieger: «SP, in Deutschland wohl SPD oder Linke» (Haben über Deutschland gesprochen)

S: «Warum sind alle Lehrpersonen links?»

Sie stellen nicht die dümmsten Fragen. So, fertig Bildung.


Ich will noch über zwei Dinge schreiben, und vielleicht auch ein bisschen auf deinen Brief von letzter Woche eingehen. Du hast über das Schreiben geschrieben und die Arroganz – ich würde eher sagen das Selbstbewusstsein –, welches dafür unabdingbar ist. Ich vermisse es nämlich schon unheimlich, auf der Bühne zu stehen. Mein letzter Auftritt war Ende Januar, im Januar hatte ich ein bisschen ein Poetry Slam-Loch, wo gefühlt nichts wirklich gut angekommen ist. In diesen Momenten mache ich mich ziemlich fertig, ich bin sehr selbstkritisch. Aber trotzdem fühle ich den Drang, zurückzukehren und bessere Texte, Witze, was auch immer zu bringen. Das bestärkt mich. Ich habe nun auch schon einige Anfrage erhalten und das hilft für das Selbstgefühl über die eigene künstlerische Arbeit. Denn es erlaubt einem, die Wertung auszulagern. Ich muss mir nicht überlegen, ob das, was ich mache, brauchbar ist, da andere für mich entscheiden. Leider musste Einladungen ablehnen wegen persönlichen Terminen und ich merke, dass ich da noch eine gute Balance finden muss. Mein nächster «Auftritt» ist jetzt erste Mitte März an einem Festival für Klassische Musik von Komponist:innen, darauf  freue ich mich besonders. Danach geht es schon in Richtung Schweizermeister:innenschaften, da geht es darum, Texte auf Perfektion zu feilen. Das fühlt sich alles sportlich an und das passt mir, da ich im Kopf definitiv Sportlerin bin.



Nun zum letzten Thema: Träume. Wie du weisst, führe ich Traumtagebuch und endlich ist mein kleines A6 - Paper back Notizbuch voll. Das heisst, ich kann ein neues beginnen, ein tolles Gefühl. Tatsächlich hatte ich von Samstag auf Sonntag einen Traum, der ganze 8 Seiten gefüllt hat! Es war so intensiv und krass, irgendwie war ich während des Traums auch auf LSD oder so, so dass ich am nächsten Tag gefühlt einen Kater von meinem Traum hatte. Trotzdem fühlte ich mich beim Aufwachen ausgeruht. (Bin nachts aufgewacht wegen des oben beschriebenen Stresses und der Traum war danach). Die Notizen (versuche ich manchmal gleich beim Aufwachen zu machen, um den Inhalt nicht zu vergessen, funktioniert selten) des Traums in der darauffolgenden Nacht sind: «Mittelalter Huhnenkönig lokossahnw». Er spielte tatsächlich im Mittelalter, alles wurde angezündet, meine Mutter hat glaub' ein Kind gestohlen, aber was ein Huhnenkönig ist, weiss ich ehrlich gesagt nicht genau. Das Wort kam aber klar vor (ich kenne das Wort), ich muss es nachher googeln, vielleicht will mich mein Unterbewusstsein bilden! Das letzte Wort meiner Notiz verstehe ich nicht. Kokossahne? Wahrscheinlich, oder? Dazu habe ich keine Erinnerung… oder doch?

Okay, bevor ich nachher noch einmal in den tiefen meines Unterbewusstseins wühlen werde, noch die Kategorien.

 

Etwas zum Essen: Birchermüesli, all zwei Jahre, erinnere ich mich, dass das existiert, dann freue ich mich und esse Monate nichts anderes, bis ich wieder vergesse, dass es Birchermüesli gibt.


Etwas zum Glotzen: XO Kitty, ich liebe ein gutes high school drama & es spielt in Seoul, Spin-off von den To all the boys I’ve loved before-Filmen.


Etwas zum Hören: Habe ich Matcha Queen on Yoa schon einmal empfohlen?


Etwas zum Lesen: Von A. ausgeliehen: Lieben Lernen: Alles über Verbundenheit von bell hooks. (communion: the female search for love, im original). Scharfsinnige Beobachtungen und schöne daraus gewonnene Erkenntnisse. Jetzt muss ich den Klassiker (google sagt: der Tik Tok-Hit) All about love wohl auch noch lesen. Ausserdem finde ich es spannend, dass das Buch von 2002 erst 2022 ins Deutsche übersetzt wurde.


Wort der Woche: Huhnenkönig (siehe unten.)


Noch ein paar abschliessende Gedanken: Ich liebe es, dass es nun schon fast bis 6 wieder hell ist, der Frühling kommt!!! Aber es dürfte langsam wieder wärmer werden, wir hatten nun schon so viele Trainings auf dem Joggeli, bei dem die rot-leuchtende Anzeige am Rande des Kunstrasens die ganze Zeit um die 0 Grad schwankte. Ich freue mich sehr auf die Fasnacht (Winter vertreiben und so), auch beim Joggeli absolvieren die Cliquen momentan täglich Marschübungen, das bringt mich in Stimmung. Gleichzeitig ist F. die nächsten zwei Wochen jeden Abend weg, da er bei einer Vorfasnachstveranstaltung mitwirkt. Bisschen traurig für mich, das heisst, ich brauche mehr Abendspaziergänge mit dir!!

 

Alles Liebe

 

Vera

 

PS: Es heisst nicht Huhnenkönnig sondern Hunnenkönig, Hunnen ist ein Sammelbegriff für Gruppen zentralasiatischer Reitervölker (Wikipedia). Sie werden für das Ende des römischen Reiches verantwortlich gemacht. Der bekannteste Hunnenkönig ist Attila, dieser kommt im Nibelungenlied vor. (Das ist auch gutes Kreuzworträtselwissen). Vielleicht wusstest du das alles, ich nicht. Ich dachte kurz, Huhne könnte ein Synonym für Hure sein. Huhrenkönig, so wie bei der Dreigroschenoper oder so.






 
 
 

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