Liebe Vera
- Michelle Harnisch
- 13. Jan.
- 8 Min. Lesezeit
Ich knüpfe mit diesem Brief bei dir an und beziehe ebenfalls Stellung zu meinen letztjährigen Vorsätzen. Es sieht ziemlich traurig aus, wenn ich sie mir so besehe, aber das ist auch okay. Solche Vorsatz-Listen sind ja immer nur ein kleiner Ausschnitt aus einem ganzen Jahr, und obwohl ich das meiste nicht erreicht habe, habe ich doch das Gefühl, ganz viele kleine Schritte gemacht zu haben im letzten Jahr. Das ist doch auch was. Nun zu meinen 2024-Vorsätzen:
kraulen lernen (kann ich leider wirklich nicht gut und dann nur etwa eine Länge (25m), bevor ich eine Pause brauche) Ich kann immer noch nicht kraulen, aber das ist auch okay. Schwimmen ist sowieso nicht so meins, habe ich gemerkt. Lieber Velo fahren oder Krafttraining mit B. Das habe ich letztes Jahr für mich entdeckt.
ein Outfit nähen (dem geht das Wiederlernen des Nähens voraus) Lol, ich habe überhaupt nicht viel genäht. Eine Hose umgenommen und einen Reissverschluss in eine Strickjacke genäht. Und das war ein Struggle. Ah, eine Tasche hab ich auch genäht und die benutze ich oft, also immerhin. Aber ein Sommerkleid nähen steht wirklich schon sehr lange auf meiner Liste. Vielleicht im 2025 oder so.
alleine in die Ferien fahren (habe ich letzten Sommer gemacht und es war wunderbar)Habe ich dieses Jahr nicht gemacht. Ich wüsste ehrlich gesagt auch nicht wann. Aber ich habe viel Zeit alleine verbracht, und ich glaube, das zählt irgendwie auch. Diesen Vorsatz übernehme ich aber für nächstes Jahr.
mind. 1x im Monat ins Kino gehen (ich muss diese Preise unter 25 Jahren noch ausnutzen und möchte gerne Kinos mehr unterstützen) Nid mol villicht, lol. Habe das Kino nicht so gut unterstützt, aber immerhin habe ich ein paar Filme mehr geschaut als letztes Jahr. Ich muss meiner Aufmerksamkeitsspanne Filme wieder angewöhnen, ist eben schon ein sehr tolles Medium.
52 Bücher lesen (als Vergleich: dieses Jahr habe ich etwa 74 gelesen, aber ich habe auch das ganze Jahr in Verlagen gearbeitet - to be fair lese ich aber doch auch einige Kinderbücher, die ich immer schnell durchhabe) Hier habe ich mich sogar übertroffen. Ich habe 76 Bücher gelesen, was ich als vollen Erfolg verbuche. Laut meiner nerdigen Lese-Tracking-Excel Tabelle sind das 18'299 Seiten. Ausserdem zählt da die viele theoretische Literatur fürs Studium gar nicht dazu, also hab ich schon sehr viel gelesen. Weiter unten dann ein kurzer Umriss meiner Top 10 Bücher.
mein Buch fertigschreiben (das stand letztes Jahr schon auf meiner Liste, lol) Nid mol villicht, zum Zweiten. Bin zwar weiter, aber immer noch nicht fertig. Lasse ich aber auch auf der Liste, denn ich bin mittlerweile parallel an einer anderen Geschichte, die mich gerade sehr vereinnahmt. Vielleicht schaff ich es ja mit dieser.
mit gutem Gewissen mit der Pfadi aufhören (mach ich dir nach, aber das ist ja auch okay) Das habe ich geschafft. Es war nicht ganz einfach aber auch nicht so schwierig, wie ich gedacht hatte.
diesen Blog hier durchziehen (ich ziehe dich also für meine Ziele mit in die Verantwortung) Whoop whoop, immerhin! Wir haben unser Einjähriges gefeiert, und ich muss uns noch einen Kuchen backen. Das muss man feiern, finde ich!
Sieht also alles gar nicht so schlecht aus, wie ich dachte. Einige Punkte konnte ich doch abhaken und das reicht mir auch völlig. Diese Listen sind für mich immer sehr optimistisch, da ich jedes Jahr beim Jahreswechsel sowie zwei Mal zum Semesterbeginn das Gefühl habe, jetzt mein Leben umkrempeln zu müssen. Ich falle ganz einfach in diese Selbst-Verbesserungs-Fallen hinein. Dann bin ich zwei Wochen voll dabei, produktiv und on top of things, dann flacht das alles wieder ein wenig ab. Aber Listen helfen mir und darum mache ich jetzt doch noch Vorsätze fürs 2025. Obwohl ich gerade vor zwei Wochen zu Freundinnen gesagt habe, dass ich keine solchen Listen mache. Aber was soll ich sagen? Du hast mich inspiriert und jetzt hab ich doch eine geschrieben. Viel basic stuff, der mich wie ein Pinterst-Girly fühlen lässt, aber das ist okay. Manifestieren und so funktioniert ja manchmal schon. Daher nun meine neue Liste:
80 Bücher lesen
Eines meiner Bücher fertigschreiben.
Mein Französisch wieder aufbessern (vielleicht in einem dieser Uni-Kurse?).
Zwei französische Bücher lesen.
Wieder mehr Energie und Motivation für die Uni aufbringen.
Allein in die Ferien fahren (ich mag den Skandi-Sommer schon sehr, daher habe ich eine Vision von mir in Kopenhagen im Juli im Kopf. Wäre schon schön).
Einen (Neben-)Job finden, der mir Spass macht (am Liebsten natürlich in einem Verlag, aber ich nehme, was ich bekomme).
Mein Norwegisch und/oder Schwedisch wieder etwas aufbessern (Duolingo).
Ein norwegisches oder schwedisches Buch lesen.
Mehr Fotos machen.
Meine Masterarbeit anfangen (ganz schreiben ist wohl etwas zu hoch gegriffen, wenn ich erst im Sommer anfange).
Meine momentan nicht vorhandenen Make-Up Skills verbessern.
Drei Wanderungen machen (ich war letztes Jahr nie wandern, what a shame).
Mit euch nach Italien fahren.
Wieder mehr Tagebuch schreiben.
Generell wieder mehr schreiben.
Etwas Geld zur Seite legen (aka meine Finanzen besser in den Griff kriegen).
Zehn Filme im Kino sehen.
Mehr selbst kochen und weniger auswärts essen (vor allem wenn ich arbeite oder in der Uni bin).
Therapie (bin auf der Warteliste, mal schauen, wie lange es dauert, bis ich einen Platz bekomme).
Zwei Klimmzüge schaffen.
Nach Hause kommen, wenn es schon wieder hell ist (ich knüpfe an deinen Tanz-Vorsatz an, fixiere mich aber nicht aufs Tanzen, es dürfen auch Gespräche bis in die frühen Morgenstunden sein).
Nur noch an Partys und in den Ferien rauchen (seh ich mich gerade noch nicht so, finde es schwierig momentan, aber ich hab ja ein Jahr lang Zeit. Mal sehn.).
Ein ganzes Notizbuch füllen.
Weniger Bildschirmzeit.
Wir werden beide sehen, was wir schaffen. Ich gebe mich mit wenig zufrieden, darum setze ich mich jetzt mal nicht zu doll unter Druck.
Die letzten beiden Wochen standen natürlich immer noch ziemlich im Zeichen meiner Trennung, aber so generell geht es mir trotzdem gut. Ich habe viel geschrieben, viel nachgedacht. Habe gemerkt, dass ich nicht mehr sonderlich geübt bin im Alleine-Sein. Es ist ungewohnt, nach fünfeinhalb Jahren diese Sicherheit, dieses Wissen nicht mehr zu haben, dass da immer diese eine Person ist, die an mich denkt, die mich so sehr in ihren Alltag integriert hat, dass ich mich gar nie sonderlich alleine fühlen muss. Es ist eine Umgewöhnung, aber ich glaube, auch eine Chance, wenn das Sinn macht. Auch wenn es gerade noch ein bisschen schwierig ist. Sonst ist aber vieles auch gerade gut. Ich mache viel Sport, ich darf wieder Handball spielen und spiele diese Woche (hoffentlich) wieder meinen ersten Match, ich lese viel, verbringe viel Zeit mit Freundinnen (kein Grund zu gendern lol), treffe mich sehr regelmässig mit meinem Bruder, und das tut alles sehr gut. Ich bin also gut aufgehoben. Heute hat ausserdem die Sonne geschienen, obwohl es mega kalt war, und ich habe dieses Frühlingsverlangen in mir gespürt, das bei mir manchmal bereits im Dezember angefangen hat und dieses Jahr im Vergleich eher spät kommt. Es gibt sowieso sehr viele Dinge, auf die ich mich in den nächsten Monaten freuen kann (nicht nur die wärmeren Tage), und du weisst, wie viel Energie ich aus Vorfreude zehre. Das erdet mich alles ein bisschen und Erdung ist sowieso gut. Ich denke also viel nach, kann das alles aber nicht auf eine Art und Weise ordnen, die ich publizieren kann/möchte. Darum heute eher kurz, dafür mit ausführlichen Tipps.
Zum Hören: Ich höre zum ersten Mal in meinem Leben Taylor Swift während eines wirklichen Heartbreaks. Ich kann kein einzelnes Lied empfehlen, aber ihre Lieder sind gerade omnipräsent in meinem Alltag. Darum ist die Empfehlung einfach Taylor Swift auf Shuffle. Irgendetwas findest du schon.
Zum Glotzen: Die neue Staffel Ru Paul's Drag Race hat vor einer Wochen angefangen und ich bin schon voll drin. Freue mich auf alle weiteren Folgen, die nun im Wochentakt erscheinen.
Zum Essen: Rahmspinat. Hab ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gemacht (ich glaube, seit ich ausgezogen bin vor zwei Jahren) und wieder für mich entdeckt. Absoluter Slay.
Zum Lesen: Ich füge hier meine Top 10 Bücher 2024 ein, weil ich solche Highlight-Listen liebe, dann kannst du aussuchen, welches du als Buchtipp nimmst. Ich versuche, mich auf einen Satz pro Buch zu beschränken.
10. «First Love» – Lilly Dancyger Ein wunderbarer Essayband über Freund*innenschaften mit einleuchtenden Gedanken zu verschiedensten Arten von Liebe.
9. «Die Wut, die bleibt» - Mareike Fallwickl Der Roman kritisiert patriarchale Geschlechter-Rollen auf eine brutal ehrliche Art, die mir manchmal fast zu krass war, aber das Buch beschäftigt mich nachhaltig und hat echt sehr viel in mir ausgelöst. Hier muss ich etwas mehr schreiben, denn einfach als Aufhänger: Das Buch beginnt mit einem Familienabendessen, bei dem die Mutter plötzlich aufsteht und sich vom Balkon stürzt, weil sie so überlastet ist von allem. Der Roman folgt dann ihrer ältesten Tochter und der besten Freundin der Verstorbenen. Wirklich unglaublich heftig, aber so, so gut!
8. «There There» - Tommy Orange Ein Roman über verschiedene Charakter mit Native American Abstammung, die alle eng miteinander verknüpft sind, ohne es selbst unbedingt zu wissen – auch kein einfaches Buch, da ein Hauptthema generationenübergreifende Traumata sind, aber sehr berührend. 7. «Stories I Forgot to Tell You» - Dorothy Gallagher Die Autorin schreibt Texte an und über ihren verstorbenen Ehemann – ich hab viel geweint, alles ist sehr versöhnlich und ehrlich.
6. «Things I Don’t Want to Know» - Deborah Levy Ein Essayband über Levys Kindheit im Apartheidsstaat Südafrika, über ihren späteren Umzug nach England und ihre Teenagerjahre dort, ihr Schriftstellerinnen-Dasein, etc. Sehr inspirierend.
5. «Project Hail Mary» - Andy Weir Obwohl ich ihn manchmal vergesse, ist Andy Weir wohl einer meiner liebsten Autoren – er schreibt Science-Fiction vom Allerfeinsten und ich konnte dieses Buch kaum aus den Händen legen.
4. «A Court of Silver Flames» - Sarah J. Maas Der 5. Band der ACOTAR-Reihe, absoluter Slay, dreht sich um meine Lieblingsfigur der Reihe, es ist spannend, sexy und ich habe die 700 Seiten durchgebingt.
3. «Swimming Home» - Deborah Levy
Den Roman hab ich in den Sommerferien gelesen, und ich denke immer noch fast täglich daran – er thematisiert Familiendynamiken, psychische Erkrankungen und Vorurteile auf eine sehr einzigartige Weise.
2. «A Court of Mist and Fury» - Sarah J. Maas
Der 2. Band der ACOTAR-Reihe (sorry, noch einmal) - ich musste beide auf meine Liste nehmen. Romantasy vom Feinsten, wirklich so iconic, ich war hooked, hab das Buch in weniger als einer Woche gelesen, trotz der 600 Seiten. Lies es, und du weisst, was ich meine! (Leider muss man sich durchs erste wirklich durchkämpfen…)
1. «Tagebuch vom Ende der Welt» - Natalja Kljutscharjowa
Ein Essayband einer russischen Autorin über den Krieg, der davon erzählt, wie es ist, in einem Land zu leben, das nicht nach deinen eigenen Prinzipien handelt – sehr aufwühlend, sehr berührend, sehr wichtig. Ich hab das hier im Blog schon einmal zitiert, aber dieser Abschnitt lebt wirklich rent-free in meinem Kopf, darum noch einmal:
«Was soll ich tun, wenn das Einzige, was ich kann, das Sprechen ist, ich aber nicht sprechen kann? Vielleicht sollte ich nicht mehr versuchen, mich an diejenigen zu wenden, die dort sind? Und mich an die wenden, die hier sind. Diejenigen, die in ihrem Inneren auch ein Loch von dieser Rakete verspüren. Ein Loch, von dem man nicht sprechen kann. Weil diese Rakete von unserer Seite kam. Und weil alle unsere Worte auf ihr geschrieben stehen.» (S. 155-56)
Wort der Woche: Kurzatmigkeit.
So, das wars auch schon von mir. Ich bin froh, sind wir beide einigermassen gut in dieses neue Jahr gestartet. Ich freue mich auf alles, was noch kommt.
Alles Liebe, Michelle
PS: Alle Worte der Woche rauszusuchen hab ich nicht in mir, sorry. Darum lasse ich das.

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