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Liebe Vera

  • Michelle Harnisch
  • 11. Feb.
  • 4 Min. Lesezeit

Diese Woche habe ich einen Post von Noah Kahan auf Insta gesehen und meinte für einen kurzen Moment, es sei Baschi. Was sagt das über mich aus? Bestimmt, dass ich in einem sehr schweizerischen kulturellen Frame aufgewachsen bin, lol. Vielleicht auch, dass ich insgeheim eine Baschi Fan bin, obwohl ich das bisher nicht wusste? Ich hoffe, nicht… Ansonsten habe ich viel Sport gemacht (für die Mental Health) und viel geschrieben (vermutlich auch für die Mental Health). Ausserdem habe ich zum ersten Mal seit einer Weile wieder einmal Patent Ochsner gehört (das war vielleicht der einzige wirklich gemeinsame musikalische Nenner zwischen S. und mir, wir waren auch mal auf einem Konzert zusammen) und wurde nicht traurig, sondern konnte sogar ziemlich liebevoll auf die letzten Monate und Jahre zurückblicken. Es geht nicht nur aufwärts, aber das hat sich doch ziemlich gut angefühlt. Trotzdem werde ich wohl nie mehr Patent Ochsner hören können, ohne an S. zu denken.

 

Wie eben gesagt, habe ich diese Woche auch viel geschrieben. Auch durchgelesen, korrigiert, überarbeitet. Obwohl das bei eigenen Texten irgendwie zum Schreiben gehört. Gerade lese ich meinen Jugend-Fantasy Roman (den du und F. schon zu einem guten Teil gelesen habt), der mir manchmal extrem cringe vorkommt, wieder mit etwas mehr Liebe und kann mich auf die guten Stellen, auf die ich stolz bin, konzentrieren. Ich habe mir bezüglich meines Schreibens auch vorgenommen, mir eine gewisse Arroganz anzutrainieren. Diese Arroganz, die es, glaube ich, braucht, um wirklich eine Autorin zu sein (obwohl ich noch lange nicht an dem Punkt bin, an dem ich mich als Autorin bezeichnen würde).  Doch ich möchte diese Überzeugung bekommen, dass die Dinge, die in meinem Kopf geschehen, genügend wichtig sind, um sie aufzuschreiben. Aber halt nicht nur das. Sie eben nicht nur aufzuschreiben. Sie dann auch jemandem zu zeigen, sie einzuschicken, zu überarbeiten, zu setzen, zu bewerben, zu drucken, zu binden. Und sie dann auch zu verkaufen. Die Arroganz, so überzeugt von meinen Geschichten, meinen Worten zu sein, um am Ende wirklich irgendwann Geld dafür zu verlangen. Ich möchte an diesen Punkt kommen.

 

Natürlich weiss ich, dass alle, die schreiben, sich wohl wünschen, irgendwann ein Buch in einem Verlag zu veröffentlichen, dass es aber ein Bruchteil dieser Leute wirklich schafft. Ich habe bis jetzt zwar nur ein Jahr in Verlagen gearbeitet, aber ich weiss, wie viele Manuskripte sich in diesen Büros stapeln und wie viele mehr ungeöffnet in vollen Mailboxen landen. Dass viele Verlage gar keine Manuskripte mehr annehmen. Ich weiss, dass die Chancen horrend klein sind, dass ich wirklich jemals Geld verlangen kann für mein Schreiben. Aber diese Arroganz, wirklich daran zu glauben, dass das, was ich produziere, einen Wert ausserhalb meines kreativen Prozesses hat, da möchte ich hinkommen. Vielleicht ist das ein später hinzugefügter Vorsatz fürs 2025. An diesen Punkt kommen. Oder wenigstens näher dran herankommen. Da bist du mir mit deinen Auftritten und deinen Slams um Meilen voraus und das bewundere ich wirklich sehr. Ein riesiges Vorbild diesbezüglich ist natürlich auch unsere Illustratorinnen-Freundin M., die ihre Kunst ernster nimmt, als alle die ich kenne.

 

Diese Woche war nicht so ereignisreich. Ich hab meine Einlagen abgeholt (habe seit zwei Tagen Fussweh, weil ich mich noch dran gewöhnen muss), hab gearbeitet, war käffelen und habe endlich (endlich!) wieder einmal an meiner Taylor Swift Seminararbeit gearbeitet (Applaus bitte). Am Freitag hab ich dann im Tapas-Restaurant gearbeitet (wie jeden Freitag), wo ich aber auf Ende März gekündet habe. Ich zähle die Tage ein bisschen, obwohl es noch fast zwei Monate sind. Ich würde gerne nie wieder im Service arbeiten, das hab ich jetzt 4 Jahre (uffff) einmal die Woche gemacht (im Sommer mehr), und ich hab wirklich gar keinen Bock mehr. Ausserdem bin ich wirklich einfach ein Büro-Girly, das hab ich in den letzten beiden Jahre für mich gemerkt. Leider ist dieser Plan vermutlich nicht allzu realistisch, wenn ich so an meine Studienpläne denke. Wir werden sehen.

 

Am Samstag hab ich wieder mal einen Nachmittag in einer Turnhalle verbracht (obwohl mega schönes Wetter war), hab zwei Matchs mit Freundinnen geschaut, hab wieder einmal gemerkt, dass ich Männer, die Handball spielen, viel zu hot finde, und habe dann den Abend zuhause gechillt. Zwar nicht unbedingt gewollt, irgendwie hatten dann alle nicht mehr so Lust, noch was zu machen, aber ich glaube, es ist auch okay, wenn ich am Wochenende zuhause bin. Während meiner 100% arbeiten Phase hab ich das oft gemacht, aber seit ich wieder studiere hab ich irgendwie das Gefühl, dieses Studi-Life richtig ausleben zu müssen. Nicht einmal spezifische FOMO für irgendwas, es fühlt sich einfach falsch an, am Samstag alleine zuhause zu sitzen? Sehr unnötig halt, aber naja. Ich versuch jedenfalls, mir das abzutrainieren.

 

Am Sonntag dann war ich mit zwei Freundinnen im Zoo. Es war ein klassischer Zoo Besuch: ich war viel zu hype, sobald ich ein Tier gesehen hab, hatte wirklich Spass, aber im Hinterkopf hatte ich trotzdem immer diese Stimme, die anmerkt, dass die Gehege doch sehr klein sind und dieser Elefant, der die ganze Zeit hin und her läuft, vielleicht doch ein bisschen verhaltensgestört ist. Aber das Wetter war gut, der Pinguinspaziergang war mega herzig, ich konnte einer Kinderwagenkollision zuschauen, und wir haben den Schneeleoparden gesehen (krass, der ist sonst gefühlt nie da).

 

Etwas zum Lesen: Wir haben gestern bei unserem Abendspaziergang ausführlich darüber diskutiert, aber ich wiederhole mich. Bestimmt haben alle von diesem polemischen NZZ-Artikel gehört über linke, woke Frauen, die in Therapie gehen (auch polemisch zusammengefasst von mir). Ich möchte eigentlich nicht den Artikel selbst empfehlen, denn wie wir beide wissen, wird die NZZ irgendwie immer ranziger (und brauner). Darum empfehle ich Miriam Suters (Journalistin und Autorin) Instakommentar dazu (zweiteilig!) https://www.instagram.com/p/DFxccJWt7py/?img_index=3 https://www.instagram.com/p/DFxt9RGt3ac/?img_index=3

 

Etwas zum Essen: Süsskartoffel Pommes. Beste <3

 

Etwas zum Hören: Mir tut 2000/10er Pop gerade gut und hebt meine Stimmung sehr schnell an, darum My Life Would Suck Without You von Kelly Clarkson. Übrigens meiner Meinung nach auch ein extrem guter Karaoke-Song.

 

Etwas zum Glotzen: Eigentlich hatte ich was anderes, aber heute Morgen beim Frühstück hab ich mir als erste Amtshandlung des Tages die Super Bowl Halftime Show von Kendrick Lamar angesehen. Wirklich unglaublich gut. Wenn Drake den Beef nicht schon vorher verloren hatte (hatte er definitiv), dann allerspätestens nach den diesjährigen Grammys und dieser Performance. Zwei Mal eine grosse Crowd, die nicht mitsingt und dann «A Minor» sehr laut mitschreit, muss wehtun.

 

Wort der Woche: Semesterstartstress

 

Ich wünsch dir eine schöne Woche und freue mich auf weitere unserer Mental-Health-Spaziergänge <3

 

Alles Liebe, Michelle




 

 

 
 
 

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