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Liebe Vera

  • Michelle Harnisch
  • 25. Feb.
  • 5 Min. Lesezeit

Ich weiss nicht, was ich davon halte, dass wir unsere Sonntags-Deadline beide so konsequent und geflissentlich ignorieren. Find ich eigentlich nicht so schlimm, aber irgendwann musste es ja eine von uns ansprechen. Ich weiss, dass es nichts bringen würde, wenn wir die Deadline auf den Dienstag verschieben (denn irgendwie wird es meistens der Dienstag, ist dir das schon aufgefallen?), denn dann wird es einfach der Donnerstag, sind wir ehrlich. Aber naja, it is what it is, ich glaube nicht, dass es einen grossen Unterschied macht. 


Letzte Woche hat das Semester offiziell wieder angefangen und ich bin mit einem besseren Gefühl gestartet als im letzten Herbst. Es hilft, dass meine Mitbewohnerin, die mit mir studiert, ihr Praktikum beendet hat und nun wieder mit mir in die Seminare und Vorlesungen steppen kann. Eine Verbündete zu haben in diesen Kursen ist doch ganz schön viel wert. Auch sonst habe ich aber das Gefühl, langsam in der Uni angekommen zu sein. Ich kenne eine Hand voll Leute, was mehr ist, als ich in Zürich je geschafft habe. Klar war das bestimmt auch den drei Corona-Online-Semestern geschuldet, aber bestimmt auch meinen fehlenden Social-Skills, die mittlerweile immerhin ein bisschen besser geworden sind. Dort zu studieren, wo man zuhause ist, hilft wohl auch. Ich glaube, das habe ich immer ein bisschen unterschätzt. Du warst klüger und bist nach Zürich gezogen, als du dort zur Schule gegangen bist. Jedenfalls gehe ich momentan wieder mit einem besseren Gefühl zur Uni als auch schon. Hoffen und beten wir, dass sich das wenigstens noch eine Weile hält. Motivation für ein ganzes Semester wäre wohl zu viel verlangt.  

Ich habe dieses Semester ein Seminar belegt zur Literaturvermittlung, das von zwei Autorinnen geleitet wird. Es geht viel darum, eigene Texte zu schreiben und diese auch vorzulesen. Gezieltes Üben meiner Vorlese- und Texte-teilen-Skills also. Zum einen macht mir das ungemeine Angst, denn meine Nervosität in solchen Settings ist immer auf einem ziemlichen Höhepunkt, zum anderen bin ich froh, das in einem ungezwungenen Rahmen besser üben zu können.  Heute Morgen habe ich mir ganz fest vorgenommen, meinen Text laut vorzulesen und hab es dann auch gemacht. Unter anderem wegen Zuspruch von dir und meiner Mitbewohnerin. Ich habe richtig gezittert, es war etwas übertrieben von meinem Körper, so zu reagieren, aber ich hab durchgezogen. Bin ein bisschen stolz auf mich. Ich verstehe zum einen schon, warum du auf eine Bühne stehst und deine Texte teilst, es gibt einem schon einen Rush, den ich wohl seit den Vorsingen vor der Klasse im Gymi, wo ich manchmal ein bisschen geslayt hab, sag ich ehrlich, nicht mehr gespürt habe. Aber es ist auch so eine krasse Stress-Situation für mich, dass ich nicht weiss, ob das noch gesund ist. Aber naja, ich kann das ja jetzt üben. Meine Kommiliton*innen haben jedenfalls an den richtigen Stellen gelacht, das hat mich beruhigt. Ich bin nämlich für die Comedy gegangen.


Gestern war ich mit Freund*innen beim Gracie Abrams Konzert im Hallenstadion. Es war wieder ein sehr weiblicher Raum und abgesehen von dem Typ (er war bestimmt so Mitte/Ende 30), der hinter uns gestanden ist und bei dem Anblick meinte «Ein Stadion voller 15-jähriger Mädchen, ich bin im Himmel» (was en Grüsel, what the fuck?!), war die Stimmung wirklich sehr schön. Alles sehr respektvoll, ein schönes Teilen dieser Konzerterfahrung. Ich habe das sehr genossen, auch wenn ich nicht bei allen Liedern so textsicher war, wie vielleicht bei anderen Konzerten. Sie hat auch viele Break-Up-Songs, was ein bisschen gehittet hat. Einmal musste ich weinen, weil grad alles, was sie gesungen hat, so gut auf meine Situation gepasst hat, und als ich nach rechts geschaut habe, hat die Frau neben mir auch geweint. Wir haben einen wissenden Blick und ein schüchternes Lächeln getauscht und das hat irgendwie gutgetan. Es hatte auch viele so Teenie-Mädchen, die vielleicht ihr erstes Konzert erlebt haben und das war mega herzig zu beobachten. Aufgrund dieser Altersgruppe war es aber echt ein verdammt lautes Konzert. Ich war noch nie auf einem so Kreisch-Konzert, aber das fällt definitiv in diese Kategorie. Aber eben, war auch herzig, ich hab es diesen Mädchen von Herzen gegönnt, wenn auch meinen Ohren nicht immer.


Als letztes möchte ich nur noch sagen: Chapeau zu deinem Traumtagebuch! Ich träume ziemlich selten, schlafe eher tief, wenn ich einmal schlafe. Wenn ich träume, dann immer über Dinge, die gerade um mich herum passieren. Oft von Leuten aus dem Studium, von Freund*innen. In den Ferien immer von den Ferien, in unseren Pfadilagern früher immer vom Pfadilager. Ich bin aber auch nicht so interessiert am Träumen, wenn ich ehrlich bin. In meinem Kopf geschieht schon sonst genug, da bin ich nicht böse, beruhigt er sich wenigstens nachts ein bisschen. Stimmt das eigentlich, dass man eigentlich immer träumt, wenn man schläft, sich aber einfach nie daran erinnern kann? Oder ist das so ein Fun-Fact, den man einfach allen weitererzählt, weil er cool klingt?


Ist ja auch egal, jedenfalls holt mich die Traum-Sphäre meistens nicht so ab. Darum echte Dinge, die in den letzten zwei Wochen gut waren: töpfern mit Freundinnen; warme Tage und mit dem Velo durch Basel fahren; Rauchen im Pulli (wegen 15 Grad, slay!); meine erste Therapiesitzung, die nicht so einfach, aber gut war; ein Znacht an einem random Dienstag mit meinem Papi im Restaurant, wo wir seit langem wieder einmal Zeit hatten, einfach zu zweit zu reden und Zeit miteinander zu verbringen; Kaffe mit einer Freundin und der anschliessende Physiotermin, bei dem ich nur massiert wurde und keinen Sport machen musste; der Handballmatch, den wir unerwartet gewonnen haben (special Shoutout an unsere Goalie, die absolut geslayt hat und die Spielerin von uns, die 11 Tore geschossen hat!!!); Iced Matcha Lattes; Pizza mit anderen Freund*innen; die Sofa-Lesung von Laura Leupi mit oben erwähntem Seminar; Musical-Besuch mit meinem Bruder und meinem Mami («Book of Mormon» – es war mega hype, aber du hast schon darüber geschrieben im Sommer, deshalb lass ich das).


Hier noch meine Empfehlungen:


Etwas zum Hören: Vorletzte Woche ist das neue Shirin David Album erschienen. Es läuft den schmalen Grat zwischen iconic und cringe ziemlich gut (je nach Lied kippt es jeweils in die eine oder andere Richtung). Leider hat es keinen so richtigen Rap-Track drauf, was ein bisschen schade ist, aber trotzdem ein gutes Album. Jedenfalls freue ich mich aufs Konzert, für das ich Tickets habe. Ich weiss, ich weiss, ganze Alben zu empfehlen ist blöd, das hört sich eh niemand wirklich an. Darum den Titeltrack «Schlau aber blond», der bei mir momentan rauf und runter läuft.


Etwas zum Lesen: Ich habe dieses Wochenende wieder einmal einen dieser TikTok Romance Romane inhaliert, fand ihn aber schlussendlich gar nicht so gut. Darum einfach eine allgemeine Empfehlung: gönn dir eine dieser BookTok-Liebesgeschichten mit ausführlichen Sex-Szenen. Tut ab und zu sehr gut! 


Etwas zum Glotzen: Den Pixar Film «Luca». Den habe ich letzte Woche geschaut. Mega cooler Film und auch sehr lustig. Zwei Freunde, die davon träumen, sich gemeinsam eine Vespa zu kaufen, um damit die Welt zu entdecken, nehmen wegen des Preisgeldes (das sie in die Vespa investieren möchten) mit einer Freundin an einem Triathlon teil. Sie sind aber eigentlich Wassermonster und müssen ihre richtige Form während des Trainings und Wettbewerbs vor den Menschen versteckt halten. Ich hab zwei Mal geweint, er ist wirklich ultra-herzig! Ich habe mir zum Ziel gesetzt, alle Pixar-Filme, die ich noch nicht gesehen habe, in nächster Zeit zu schauen. Meistens nämlich absolute Banger. 


Etwas zum Essen: Ich koche momentan etwas zu wenig (mein Portmonee spürt das leider), aber das Fertig-Naan aus der Migros zum Aufbacken (oder Toasten) ist gerade ein Grundstein in meiner Küche. Passt zu den meisten improvisierten Currys.


So, ich habe fertig. Enjoy.


Alles Liebe, Michelle


Kein Himmelbild, aber die Krokusse blühen und ich spüre den Frühling kommen. Juhui!
Kein Himmelbild, aber die Krokusse blühen und ich spüre den Frühling kommen. Juhui!

 

 

 
 
 

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